Un ballo in maschera

Giuseppe Verdi

Melodramma in drei Akten
Libretto von Antonio Somma nach Eugène Scribe

Von 22. Mai 2026 bis 13. Juni 2026

  • Dauer:
    2 Std. 50 Min. Inkl. Pause nach ca. 1 Std. 30 Min.
  • Sprache:
    In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung.
  • Weitere Informationen:
    Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.

Musikalische Leitung:
Gianandrea Noseda

Gianandrea Noseda

Gianandrea Noseda ist seit der Spielzeit 2021/22 Generalmusikdirektor des Opernhauses Zürich. Zudem ist er Musikdirektor des National Symphony Orchestra und Erster Gastdirigent des London Symphony Orchestra. 2019 wurde er Musikdirektor des neu gegründeten Tsinandali Festivals und des georgischen Pan-Caucasian Youth Orchestra. 2007 bis 2018 amtierte Noseda als Generalmusikdirektor des Teatro Regio di Torino und hat das Opernhaus während dieser Zeit künstlerisch neu ausgerichtet. Noseda hat die wichtigsten internationalen Orchester (Berliner Philharmoniker, Chicago Symphony, Concertgebouw Orchestra, Wiener Philharmoniker) sowie an den bedeutendsten Opernhäusern (La Scala, Metropolitan Opera, Royal Opera House) und Festivals (BBC Proms, Edinburgh, Salzburg und Verbier) dirigiert. Er hat leitende Funktionen u.a. beim BBC Philharmonic (Chefdirigent), Israel Philharmonic Orchestra (Erster Gastdirigent), Mariinsky Theater (Erster Gastdirigent) sowie beim Stresa Festival (Künstlerischer Leiter) innegehabt. Seine Diskografie umfasst mehr als 70 CDs – einen besonderen Platz nimmt das Projekt «Musica Italiana» mit vernachlässigtem italienischem Repertoire des 20. Jahrhunderts ein. Der in Mailand geborene Noseda ist Commendatore al Merito della Repubblica Italiana. Im Jahr 2015 wurde er als «Musical America’s Conductor of the Year» geehrt, bei den International Opera Awards 2016 zum «Dirigenten des Jahres» ernannt und erhielt 2023 den Puccini-Preis. Im selben Jahr zeichneten die Oper!Awards Noseda als «Besten Dirigenten» aus, wobei insbesondere seine Interpretationen der ersten beiden Ring-Opern am Opernhaus Zürich hervorgehoben wurden.

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 La forza del destino2 / 7 / 12 / 15 / 18 / 21 / 26 / 29 Nov. / 17 / 21 Dez. 2025 Macbeth8 / 11 / 14 / 19 / 22 / 30 Nov. 2025 Ehnes & Noseda23 Nov. 2025 Romeo und Julia23 / 29 / 30 Mai / 4 / 6 / 7 / 10 / 12 / 14 / 23 / 26 Juni 2026 Kinderopernorchester25 Mai / 1 / 13 / 18 / 21 Juni 2026 Open-Air-Konzert für alle28 Juni 2026 Mühlemann & Noseda21 März 2026
Inszenierung:
Adele Thomas

Adele Thomas

Adele Thomas stammt aus Wales. Sie ist ist Opern- und Theaterregisseurin und übernimmt 2025 gemeinsam mit Sarah Crabtree als Joint General Director und CEO die Leitung der Welsh National Opera. Adele Thomas studierte an der Cambridge University Regie, war Stipendiatin des renommierten RTYDS Programms für Regisseur:innen und ist Absolventin des National Theatre Studio Kurses für junge Regisseur:innen. Ihr Debüt als Opernregisseurin gab sie mit Così fan tutte an der Northern Ireland Opera in Belfast. Daraufhin inszenierte sie für das Royal Opera House London Händels Berenice am Linbury Theatre; diese Inszenierung wurde für einen Olivier Award als beste Opernproduktion nominiert. Zuletzt inszenierte sie u. a. Vivaldis Bajazet am Royal Opera House London und der Irish National Opera (ebenfalls mit einem Olivier Award als beste Opernproduktion nominiert), In the Realms of Sorrow für das London Handel Festival, Semele beim Glyndebourne Festival sowie Rigoletto an der Welsh National Opera. Am Opernhaus Zürich inszenierte sie 2021 Verdis Il trovatore (Koproduktion mit dem Royal Opera House London). Als Schauspielregisseurin inszenierte sie u. a. Oresteia am Shakespeare’s Globe Theatre in London, Thomas Tallis und The Knight of the Burning Pestle am Sam Wanamaker Playhouse des Globes, Macbeth für die Bristol Tobacco Factory und The Weir für das English Touring Theatre.

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026
Choreografie:
Emma Woods

Emma Woods

Emma Woods ist eine britische Choreografin und Movement Director. Künstlerisch ist sie vor allem im Raum London und an der Südküste des Vereinigten Königreichs tätig. Sie arbeitet u. a. mit Adele Thomas, Paul Foster, Bartlett Sher, Alistair David, Laurence Cummings, Sir Antonio Pappano, Rachel Kavanagh, Chris Gattelli, John Wilson, Christian Curnyn, Sarah Travis, Anthony Van Laast und Steve Ridley zusammen. In jüngster Zeit war sie u. a. tätig als Choreografin für Rigoletto an der Welsh National Opera (Welsh Millenium Centre und UK-Tour), als Movement Director für Junkyard (Backstage Theatre, Peckham) und A Comedy Of Errors (Silk Street), als Choreografin für Blond Eckbert/Acis und Galatea (Potsdamer Winteroper), Semele (Glyndebourne Opera House) und Il trovatore (Royal Opera House, Covent Garden und Opernhaus Zürich), als Choreografin und Associate Director für In The Realms of Sorrow (London Handel Festival, StoneNest), als Movement Director für Vinegar Tom (Mack Theatre), als Associate Director für Bajazet (Irish National Opera and Royal Opera House), als Choreographin für Fascinating Aïda (UK-Tour); als Movement Director für Apollo e Daphne, 4/4 (Royal Opera House), als Movement und Associate Director für Così fan tutte (Nevill Holt Opera und NI Opera, Belfast), als Associate Choreographer von The King and I (London Palladium, UK-Tour und Theatre Orb, Japan) sowie als Movement Director für Berenice (Royal Opera House) und Eyam (Shakespeare’s Globe Theatre, London).

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026
Ausstattung:
Hannah Clark

Hannah Clark

Hannah Clark ist Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie wurde an der Nottingham Trent University und der Londoner Central School of Speech and Drama in Theaterdesign ausgebildet. Im Jahr 2005 gewann sie den Linbury Biennial Prize für Bühnenbild. Zu ihren jüngsten Arbeiten gehören die Kostüme von Platée und Ariadne auf Naxos (Opernhaus Zürich), Semele (Glyndebourne Opera), Mitridate, re di ponto (Garsington Opera), Il trittico (Scottish Opera), In the Realms of Sorrow (London Handel Festival), Berenice (Royal Opera House, Linbury), Stiffelio (Opéra national du Rhin), Future Cargo und Deadclub (Requardt & Rosenberg), die Kostüme für Henry VI Rebellion und The Wars of the Roses (Royal Shakespeare Company), Alcina (Opera North), Così fan tutte (Northern Ireland Opera), Idomeneo (Garsington Opera), L’incoronazione di Poppea (Opera Theatre of St Louis), 4.48 Psychosis (Royal Opera House, Lyric Hammersmith /Prototype Festival New York). Zuvor entstanden Arbeiten für die Royal Shakespeare Company (Taming of the Shrew und Queen Anne), für die Opera North (Silent night, Un ballo in maschera, Suor Angelica, L’incoronazione di Poppea, L’Enfant et les sortilèges, Trouble in Tahiti und Osud), für Requardt & Rosenberg (Motor Show sowie The roof), für Requardt & Company (Mothers, Episode, Pequeñas Delicias, Roadkill Café und Jammy Dodgers) sowie für Shakespeare’s Globe Theatre (Eyam, Thomas Tallis, The Knight of the Pestle, The Oresteia, Othello, The Taming of the Shrew, Romeo und Julia, The God of Soho, As you like it und A Midsummer Night’s Dream).

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026
Lichtgestaltung:
Franck Evin

Franck Evin

Franck Evin, geboren in Nantes, ging mit 19 Jahren nach Paris, um Klavier zu studieren. Nachts begleitete er Sänger im Café Théâtre Le Connetable und begann sich auch für Beleuchtung zu interessieren. Schliesslich entschied er sich für die Kombination aus Musik und Technik. Dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums wurde er 1983 Assistent des Beleuchtungschefs an der Opéra de Lyon. Hier arbeitete er u. a. mit Ken Russel und Robert Wilson zusammen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus begann er 1986 als selbstständiger Lichtdesigner zu arbeiten und legte 1993 die Beleuchtungsmeisterprüfung ab. Besonders eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Werner Schröter und mit dem Dirigenten Eberhard Kloke. Es folgten Produktionen u. a. in Nantes, Strassburg, Paris, Lyon, Wien, Bonn, Brüssel und Los Angeles. Von 1995 bis 2012 war er Künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung der Komischen Oper Berlin und dort verantwortlich für alle Neuproduktionen. Hier wurden besonders Andreas Homoki, Barrie Kosky, Calixto Bieito und Hans Neuenfels wichtige Partner für ihn. Im März 2006 wurde Franck Evin mit dem «OPUS» in der Kategorie Lichtdesign ausgezeichnet. Seit Sommer 2012 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Oper Zürich. Franck Evin wirkt neben seiner Tätigkeit in Zürich weiterhin als Gast in internationalen Produktionen mit, etwa an den Opernhäusern von Oslo, Stockholm, Tokio, Amsterdam, München, Graz sowie der Opéra Bastille, der Mailänder Scala, dem Teatro La Fenice, der Vlaamse Opera und bei den Bayreuther Festspielen.

Carmen18 / 21 / 23 / 27 / 31 Jan. 2026 Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 Fidelio3 / 6 / 10 / 14 / 16 Mai 2026 Così fan tutte3 / 7 / 9 / 12 Juli 2026
Video:
Tieni Burkhalter

Tieni Burkhalter

Tieni Burkhalter studierte Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), wo er sich auf Video und Videoinstallation spezialisierte. Nachdem seine Werke vorwiegend in Galerien und an Experimentalfilmfestivals gezeigt wurden, arbeitet er seit 2009 für die Bühne. Als Videoproduzent ist er eng mit dem Opernhaus Zürich verbunden. Seine Bühnenarbeit führte ihn ausserdem zu Theatern in Berlin, Hamburg, Paris, Moskau, Oslo und Savonlinna. Am Opernhaus Zürich arbeitete er mit Andreas Homoki (Der fliegende Holländer, Das Land des Lächelns, Das Rheingold, Siegfried und Die Walküre), Evgeny Titov (Lessons in Love and Violence und L’Orfeo), Jan Philipp Gloger (Die Csárdásfürstin und Le nozze di Figaro), Adele Thomas (Il trovatore), Rainer Holzapfel (Die Odyssee), Nina Russi (Coraline) und Kai Anne Schuhmacher (Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer). Für das Ballett Zürich produzierte er Videos für Christian Spuck (Anna Karenina und Das Mädchen mit den Schwefelhölzern), Marcos Morau (Nachtträume), Edward Clug (Faust) und Douglas Lee (A-Life). Er war ferner am Opernfestival Savonlinna mit Philipp Himmelmann für Aida tätig, in Berlin mit Christian Spuck für Madame Bovary und wirkt seit vielen Jahren in Dmitri Tcherniakovs Inszenierungen mit: Pelléas et Mélisande und Die Sache Makropulos am Opernhaus Zürich, Senza Sangue/Herzog Blaubarts Burg, Elektra und Salome an der Staatsoper Hamburg, La Fille de Neige und Les Troyens an der Opéra National de Paris und Tristan und Isolde an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.

Hänsel und Gretel16 / 20 / 23 / 28 / 30 Nov. / 2 / 4 / 11 / 16 / 18 / 21 Dez. 2025 / 2 / 24 / 25 / 31 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Nachtträume20 / 25 / 28 / 30 Juni / 4 Juli 2026
Choreinstudierung:
Klaas-Jan de Groot
Dramaturgie:
Fabio Dietsche

Fabio Dietsche

Fabio Dietsche studierte Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste sowie Querflöte bei Maria Goldschmidt in Zürich und bei Karl-Heinz Schütz in Wien. Erste Erfahrungen als Dramaturg sammelte er 2012/13 bei Xavier Zuber am Konzert Theater Bern, wo er u.a. Matthias Rebstocks Inszenierung von neither (Beckett/Feldman) in der Berner Reithalle begleitete. Seit 2013 ist er Dramaturg am Opernhaus Zürich, wo er sein Studium mit der Produktionsdramaturgie von Puccinis La bohème abschloss. Hier wirkte er u.a. bei den Uraufführungen von Stefan Wirths Girl with a Pearl Earring und Leonard Evers Odyssee, an der Kammeroper Jakob Lenz von Wolfgang Rihm und an der Schweizerischen Erstaufführung von Manfred Trojahns Orest mit. Er arbeitete u.a. mit Robert Carsen, Tatjana Gürbaca, Rainer Holzapfel, Andreas Homoki, Ted Huffman, Mélanie Huber, Barrie Kosky, Hans Neuenfels und Kai Anne Schuhmacher zusammen. Zurzeit studiert er berufsbegleitend Kulturmanagement an der Universität Zürich.

Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 La forza del destino2 / 7 / 12 / 15 / 18 / 21 / 26 / 29 Nov. / 17 / 21 Dez. 2025 Monster's Paradise8 / 14 / 18 März / 10 / 12 Apr. 2026 Gianni Schicchi2 / 6 / 8 / 10 / 13 Mai 2026

Besetzung


Riccardo Stephen Costello


Renato Dalibor Jenis


Amelia Elena Stikhina


Ulrica Yulia Matochkina


Oscar Rebeca Olvera


Silvano Steffan Lloyd Owen


Samuel Brent Michael Smith


Tom Stanislav Vorobyov


Un giudice Martin Zysset

Un servo d’Amelia Samuel Wallace

Stephen Costello

Stephen Costello stammt aus Philadelphia und studierte an der Academy of Vocal Arts in seiner Heimatstadt. 2007 debütierte er mit gerade 26 Jahren bei der Saison­eröffnung der Metropolitan Opera. 2009 gewann er den Richard Tucker Award. 2010 sang er die Rolle des Greenhorn in der Uraufführung von Jake Heggies Oper Moby Dick. Seither ist er an bedeutenden Opernhäusern und Festivals aufgetreten. Er sang u.a Alfredo (La traviata) in Hamburg, an der Metropolitan Opera, am Royal Opera House Covent Garden, an der Wiener Staatsoper sowie am Bolschoitheater, in der Arena di Verona und an den Münchner Opernfestspielen, Fernand (La Favorite) am Liceu Barcelona, Don José (Carmen) in Dallas, Rodolfo (La bohème) in Dresden, Hamburg, Madrid und Los Angeles, Pinkerton (Madama Butterfly) am New National Theatre in Tokio, Duca di Mantua (Rigoletto) an der Dresdner Semperoper, in Hannover, Bregenz, an der Met, an der Deutschen Oper Berlin und bei der Canadian Opera Company, Lord Percy (Anna Bolena) an der Met, Cassio (Otello) in Salzburg, Prinz (Rusalka) in Strasbourg und Des Grieux (Manon) an der Opéra de Paris. Weitere Engagements der jüngeren Zeit waren Rodolfo (La bohème) an der Metropolitan Opera und in Tokio, José (Carmen) an der Bayerischen Staatsoper und die Titelrolle in Roberto Devereux in Zürich.

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026

Dalibor Jenis

Dalibor Jenis stammt aus der Slowakei und studierte am Konservatorium in Bratislava Gesang. 1990 war er dreifacher Preisträger des Gesangswettbewerbs Belvedere in Wien. Sein Repertoire umfasst die grossen Bariton-Partien in den Opern Bellinis, Rossinis, Mozarts und Verdis. Nabucco sang er u.a. an der Deutschen Oper Berlin, in der Arena di Verona, an der Slowakischen Nationaloper in Bratislava und der Bayerischen Staatsoper in München. Als Rigoletto war er am Sydney Opera House, an der Oper Leipzig, der Staatsoper Stuttgart und beim Savonlinna Opera Festival zu erleben und in der Titelpartie von Macbeth in Zürich, am Teatro Regio di Torino, beim Edinburgh Festival und am Théâtre des Champs-Élysées in Paris. 2018 sang er an der Scala in Mailand Paolo Albiani (Simon Boccanegra), an der Wiener Staatsoper Jago (Otello), an der Deutschen Oper Berlin Alfio und Tonio (Cavalleria rusticana und Pagliacci), an der Nationaloper in Bratislava Giorgio Germont (La traviata) und am Bolschoi-Theater in Moskau Lescaut (Manon Lescaut). Er arbeitete mit Dirigenten wie James Conlon, Asher Fisch, Daniele Gatti, Gianandrea Noseda, Renato Palumbo und Alberto Zedda zusammen. Es liegen zahlreiche CD-Einspielungen mit Dalibor Jenis vor, darunter Gianni Schicchi, Christoph Columbus, Edgar, Marion Delmore, Die Rheinnixen sowie die DVD-Aufnahme von Il barbiere di Siviglia aus der Pariser Bastille-Oper.

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026

Elena Stikhina

Elena Stikhina schloss ihr Gesangsstudium 2012 am Staatlichen Konservatorium Moskau ab. Sie gewann 2014 den ersten Preis bei der Competizione dell’Opera in Linz und 2016 den Publikumspreis sowie den Culturarte-Preis bei Plácido Domingos Operalia-Wettbewerb. Seither führten sie Gastengagements an zahlreiche renommierte Häuser weltweit. So sang sie in der Saison 2017/18 Mimì (La bohème) und Tosca an der Berliner Staatsoper, Leonora (Il trovatore) an der Deutschen Oper Berlin, Senta (Der fliegende Holländer) an der Bayerischen Staatsoper in München und im Festspielhaus Baden-Baden, Tatjana (Eugen Onegin) an der Pariser Opéra und Tosca an der Boston Lyric Opera. In der Spielzeit 2018/19 gastierte sie als Leonora (La forza del destino) an der Semperoper Dresden, in der Titelrolle in Suor Angelica an der Metropolitan Opera in New York sowie als Brünnhilde (Siegfried) und Gutrune (Götterdämmerung) in konzertanten Aufführungen in Paris. Zu weiteren Engagements der Saison zählten ihr Debüt an der Niederländischen Nationaloper als Cio-Cio-San (Madama Butterfly) und Auftritte als Leonora an der Pariser Opéra. Als Médée gab sie im Sommer 2019 ihr Salzburger Festspieldebüt, wohin sie 2021 in Brittens War Requiem zurückkehrte. In der Saison 2019/20 sang sie Jaroslawna in einer Neuproduktion von Fürst Igor an der Pariser Opéra, debütierte in Genf als Aida und war als Tosca, Salome, Donna Leonora und Senta am Mariinski-Theater in St. Petersburg zu erleben. Dort trat sie zudem 2020/21 u.a. als Renata (Der feurige Engel), Aida, Cio-Cio-San, Tosca, Donna Elvira und Rosalinda (Die Fledermaus) auf. Im Februar 2021 sang sie Salome an der Scala in Mailand. 2022/23 sang sie u.a. Aida bei den Salzburger Festspielen und am ROH London sowie Floria Tosca an der Opéra Paris.

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026

Yulia Matochkina

Yulia Matochkina gewann 2015 den Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau. Sie ist eine der führenden Solistinnen des Mariinski-Theaters in St. Petersburg und hat sich als eine der ein­drucks­vollsten Mezzosopranistinnen Russlands einen Namen gemacht. Am Ma­riinski-Theater war sie u.a. als Amneris (Aida), Eboli (Don Carlo), Principessa di Bouillon (Adriana Lecouvreur), Didon (Les Troyens), Dalila (Samson et Dalila), Venus (Tannhäuser) und Kundry (Parsifal) zu erleben. 2019 gab sie ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen mit der Rolle der Federica in einer konzertanten Aufführung von Verdis Luisa Miller. Vergangene Engagements umfassen ausserdem Roméo et Juliette beim Berlioz-Festival in La Côte-Saint-André sowie Carmen und Polina (Pique Dame) am Moskauer Bolschoitheater. Sie sang Mar­guerite (La Damnation de Faust) beim Berlioz Festival, Venus (Tannhäuser) in Los Angeles, Carmen am Bolschoitheater, Eboli (Don Carlo) an der Deutschen Oper Berlin und am Royal Opera House Covent Garden, Maddalena (Rigoletto) an der Met in New York, Marfa (Chowansch­tschina) an der Opéra de Paris, Ulrica (Un ballo in maschera) an der Mailänder Scala und Ortrud (Lohengrin) an der Deutschen Oper Berlin. Geplant sind Azucena (Il trovatore) und Venus (Tannhäuser) in München sowie Amneris (Aida) in Tokio.

Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026

Rebeca Olvera

Rebeca Olvera stammt aus Mexiko. Sie studierte am Conservatorio Nacional de Musica in Mexiko City und war von 2005 bis 2007 Mitglied des IOS am Opernhaus Zürich. Anschliessend wurde sie hier festes Ensemblemitglied und sang u.a. Adina (L’elisir d’amore), Norina (Don Pasquale), Berenice (L’occasione fa il ladro), Giulia (La scala di seta), Rosina (Paisiellos Il barbiere di Siviglia), Blonde (Die Entführung aus dem Serail), Madame Herz (Der Schauspieldirektor), Dorinda (Orlando), Isolier (Le comte Ory), Adalgisa (Norma) und Zaida (Il turco in Italia). Dabei arbeitete sie mit Dirigent:innen wie Ralf Weikert, Vladimir Fedoseyev, William Christie, Marc Minkowski, Nello Santi, Adam Fischer, Fabio Luisi, Diego Fasolis, Franz Welser-Möst, Emmanuelle Haïm und Alessandro De Marchi. Mit José Carreras gab sie Konzerte in Südamerika und Europa (Carreras-Gala 2007 in der ARD) und mit Plácido Domingo in Mexiko. 2016 sang sie Adalgisa in Norma neben Cecilia Bartoli im Théâtre des Champs-Élysées, beim Edinburgh Festival und im Festspielhaus Baden-Baden. In Zürich war sie als Despina, Musetta, Frasquita in Carmen, Mi in Das Land des Lächelns, Zaida in Il turco in Italia, Komtesse Stasi in Die Csárdásfürstin, Waldvöglein in Siegfried und Contessa di Folleville in Il viaggio a Reims zu hören – letztere Rolle sang sie auch an der Royal Danish Opera. Sie sang Isolier an der Opéra de Monte-Carlo und Clorinda (La Cenerentola) an der Wiener Staatsoper. Ausserdem trat sie als Berta (Il barbiere di Siviglia) und im Galakonzert Carmencita & Friends bei den Salzburger Festspielen auf.

Der Rosenkavalier21 / 26 Sept. / 1 / 5 / 14 / 17 / 21 / 26 Okt. 2025 Manon24 / 27 Sept. / 3 / 7 / 10 Okt. 2025 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 Così fan tutte3 / 7 / 9 / 12 Juli 2026 Die Fledermaus7 / 10 / 12 / 14 / 18 / 26 / 28 / 31 Dez. 2025 / 2 / 4 / 6 / 10 Jan. 2026

Steffan Lloyd Owen

Steffan Lloyd Owen, Bariton, stammt aus Wales. Er erhielt zahlreiche Gesangspreise des Vereinigten Königreichs, darunter den W. Towyn Roberts Scholarship Prize, den Blue Riband Osborne Roberts Memorial Prize beim National Eisteddfod of Wales und den Kathleen Ferrier Bursary Prize. Zu seinen jüngsten Auftritten zählen die Rollen des Sciarrone und des Kerkermeisters in einer halbszenischen Produktion von Tosca an der Seite von Sir Bryn Terfel und Kristine Opolais beim Llangollen International Musical Eisteddfod, Escamillo (Carmen) mit der Buxton Opera, die Titelrolle in Hans Krásas Kinderoper Brundibár an der Welsh National Opera und Arzt in Verdis Macbeth an der Mid Wales Opera. Auf dem Konzertpodium sang er Mendelssohns Elias beim Beaumaris Music Festival, Mozarts Requiem mit dem Orchestre National de Bretagne in Rennes und Beethovens C-Dur-Messe sowie Chorfantasie mit dem BBC National Orchestra and Chorus of Wales und dem Orchester der Welsh National Opera. Ab der Spielzeit 2024/25 gehört er zum Internationalen Opernstudio am Opernhaus Zürich.

Tosca28 Sept. / 2 / 8 / 11 / 15 / 19 Okt. 2025 Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 Rigoletto20 / 23 / 27 Dez. 2025 / 1 / 4 Jan. 2026 Galakonzert des Internationalen Opernstudios6 Juli 2026

Brent Michael Smith

Brent Michael Smith stammt aus den USA. Er studierte Gesang an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia und der University of Northern Iowa sowie Klavier am Hope College. 2021 gewann er den 3. Preis beim Concorso Lirico Internazionale di Portofino, war Finalist beim Queen Sonja International Music Competition und gewann das Förderstipendium der Zachary L. Loren Society, 2020 war er Halbfinalist bei den Metropolitan Opera Council Auditions, 2018 war er Preisträger des Opera Index Wettbewerbs und der Opera Birmingham International Competition, ausserdem gewann er Preise bei der Giargiari Bel Canto Competition. In der Spielzeit 2016/17 sang er am Michigan Opera Theatre Zuniga (Carmen), den British Major (Silent Night von Kevin Puts), Friedrich Bhaer (Little Women) und Ashby (La fanciulla del West). In der gleichen Spielzeit debütierte er an der Toledo Opera als Antonio (Le nozze di Figaro) und beim Glimmerglass Festival als Ariodante (Xerxes). An der Santa Fe Opera war er als Lakai (Ariadne auf Naxos) zu erleben. An der Opera Philadelphia sang er 2019 Celio (Die Liebe zu den drei Orangen) und Peter Quince (A Midsummer Night’s Dream). Nach einer Spielzeit im Internationalen Opernstudio gehört er seit 2020/21 zum Ensemble des Opernhauses, wo er bisher in Boris Godunow, Simon Boccanegra, I Capuleti e i Montecchi, im Ballett Monteverdi, als Sparafucile (Rigoletto), als Graf Lamoral (Arabella), als Raimondo Bidebent (Lucia di Lammermoor), als Pistola (Falstaff), Angelotti (Tosca), Gualtiero Raleigh (Roberto Devereux), Gremin (Jeweni Onegin), Frère Laurent (Roméo et Juliette) und Fafner (Das Rheingold) zu hören war.

Tosca28 Sept. / 2 / 8 / 11 / 15 / 19 Okt. 2025 Tannhäuser21 / 24 / 27 Juni / 2 / 5 / 8 / 11 Juli 2026 Cardillac15 / 18 / 21 / 25 Feb. / 1 / 6 / 10 März 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 Rigoletto20 / 23 / 27 Dez. 2025 / 1 / 4 Jan. 2026 Arabella14 / 18 / 22 / 25 / 28 Apr. 2026

Stanislav Vorobyov

Stanislav Vorobyov stammt aus Russland und studierte am Moskauer Konservatorium. Er war Mitglied des Internationalen Opernstudios und ist seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich. Er war hier u. a. als Colline (La bohème), Alidoro (La Cenerentola), Oberpriester (Nabucco), Notar (Der Rosenkavalier), Reinmar von Zweter (Tannhäuser), Faust (Der feurige Engel), Zaretsky (Eugen Onegin), Cesare Angelotti (Tosca), Fünfter Jude und 1. Nazarener (Salome), Lord Rochefort (Anna Bolena), Dottor Grenvil (La traviata), Prospero Salsapariglia (Viva la mamma), Crébillon (La rondine) und Zuniga (Carmen) sowie zuletzt als Roberto (I vespri siciliani) und Roucher (Andrea Chénier) zu hören. Ausserdem sang er Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) bei den Bregenzer Festspielen, Nourabad (Les Pêcheurs de perles) an der Oper Vlaandern und in Luxemburg sowie Ombra di Nino (Semiramide) im Concertgebouw Amsterdam. Bei den Bregenzer Festspielen 2022 war er als Onkel Bonzo in Madama Butterfly und als Il capitano/L’ispettore in Umberto Giordanos Siberia zu erleben und kehrte 2023 erneut als Onkel Bonzo nach Bregenz zurück. 2024 war er zudem als Colline (La bohème) am Tokyo Metropolitan Theater und am ROHM Theatre Kyoto zu Gast.

Der Rosenkavalier21 / 26 Sept. / 1 / 5 / 14 / 17 / 21 / 26 Okt. 2025 Cardillac15 / 18 / 21 / 25 Feb. / 1 / 6 / 10 März 2026 La Damnation de Faust10 / 14 / 17 Mai 2026 Carmen18 / 21 / 23 / 27 / 31 Jan. 2026 Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 La forza del destino2 / 7 / 12 / 15 / 18 / 21 / 26 / 29 Nov. / 17 / 21 Dez. 2025

Martin Zysset

Martin Zysset ist in Solothurn geboren und aufgewachsen. Er liess sich im Fach Klarinette ausbilden und absolvierte gleichzeitig ein Gesangsstudium, das er mit Meisterklassen bei Ernst Haefliger und Edith Mathis abrundete. 1990/91 war er Mitglied des IOS und im gleichen Jahr Stipendiat des Migros-Genossenschaftsbundes sowie Preisträger des Pro Arte Lyrica-Wettbewerbs in Lausanne. Seit 1992 ist er ständiger Gast der Sommerspiele in Selzach. Am Opernhaus Zürich ist er seit 1991/92 engagiert. Hier konnte er sich ein breites Repertoire von buffonesken wie dramatischen Rollen erarbeiten, u. a. Pedrillo, Monostatos, Spoletta, Incredibile (Andrea Chénier), Jaquino, Kudrjasch (Katja Kabanowa), Cassio, Peppe, Alfred (Die Fledermaus), Spalanzani, Tamino, Tybalt, Dancaïro, Arturo, Knusperhexe, Brighella sowie die männliche Hauptrolle in Udo Zimmermanns Weisse Rose. Mit grossem Erfolg verkörperte er die Titelrolle Simplicius in der wiederentdeckten Operette von Johann Strauss, die auch auf CD und DVD veröffentlicht wurde. Gastspiele führten ihn durch ganz Europa, nach Shanghai sowie mit der Zauberflöte, Le nozze di Figaro, Fidelio und Tannhäuser (Walter) nach San Diego. Für den Bayerischen Rundfunk hat er die Lehár-Operette Paganini aufgenommen. Am Opernhaus Zürich sang er zuletzt u. a. Don Basilio (Le nozze di Figaro), Tschekalinski (Pique Dame), Triquet (Jewgeni Onegin), den Obereunuchen (Land des Lächelns), Goro (Madama Butterfly), Spoletta (Tosca), Dormont (La scala di seta), den weissen Minister (Le Grand Macabre), den Teufel/Erzähler (Die Geschichte vom Soldaten), den Dritten Juden (Salome), Schmidt (Werther) und Feri (Die Csárdásfürstin).

La scala di seta25 / 28 Sept. / 19 / 24 Okt. 2025 Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Werther14 / 19 Juni / 1 / 4 / 10 Juli 2026 Arabella14 / 18 / 22 / 25 / 28 Apr. 2026
Ganze Besetzung anzeigen Weniger anzeigen

Kurzgefasst

In der Mitte seines Schaffens ist Giuseppe Verdi mit «Un ballo in maschera» eine seiner vielfältigsten Partituren gelungen. Eingebettet in effektvolle Ensembleszenen, die zwischen operettenhafter Komödiantik, mysteriösem Orakelzauber und düsterem Verschwörungsdrama oszillieren, fokussiert Verdi das private Schicksal eines Politikers: Riccardo, der Gouverneur von Boston, ist in Amelia verliebt, die Frau seines besten Freunds und Beraters Renato. Als die beiden bei einem leidenschaftlichen nächtlichen Treffen entdeckt werden, schliesst sich Renato den Verschwörern an und macht Riccardos Verkleidung auf dem Maskenball ausfindig.

Mehr lesen Weniger anzeigen

Trailer «Un ballo in maschera»


Gut zu wissen

In jeder Oper ist Verdi auf der Suche

Interview

Gianandrea Noseda,Un ballo in maschera, 1859 in Rom uraufgeführt, steht sehr zentral in Verdis Œuvre. Ist es für Sie ein Werk des Übergangs oder ein Meisterwerk?
Verdi befindet sich eigentlich immer im Übergang. In seiner ersten Oper Oberto und im späten Falstaff erkennt man zwar dieselbe Handschrift und dennoch sind es zwei völlig andere Komponisten. Verdi sucht immer. Zwischen Nabucco und Macbeth liegen Welten. Nach seinen grossen Erfolgen mit La traviata, Rigoletto und Il trovatore hätte er auch ein reicher Mann werden können, indem er diese Erfolge einfach reproduziert. Stattdessen ist er nach Paris gegangen und hat dort mit Les Vêpres siciliennes etwas völlig Neues ausprobiert: eine fünfaktige Grand Opéra auf Französisch. Wenn man Un ballo in maschera damit vergleicht, stellt man vordergründig einen gewissen Rückschritt fest. Verdi knüpft hier teilweise an älteren Traditionen an. Aber insgesamt stellt auch diese Oper einen Fortschritt dar, indem Verdi auf ganz eigene Weise mit dem umgeht, was er in Paris gelernt hat. Für mich ist Un ballo in maschera die ideale melodramatische Oper.

Was heisst das?
Nach dem grossen Experiment mit Les Vêpres siciliennes hat Verdi hier wieder ein sehr verdichtetes, konzises, ausgewogenes und unglaublich theaterwirksames Stück geschrieben, das sich vor allem auch durch Vielfalt auszeichnet – eine Qualität, die Verdi in vielen anderen Stückvorlagen vermisst hatte. In Un ballo in maschera sind tragische und komische Elemente aussergewöhnlich eng miteinander verbunden, aber die Bandbreite des Ausdrucks reicht von der mysteriösen Aura, mit der Verdi die Wahrsagerin Ulrica umgibt, über den leidenschaftlichen Ton, der die Hauptfiguren miteinander verbindet, bis hin zur Eleganz des Maskenballs.

Die Eleganz scheint Verdi aus Paris mitgebracht zu haben...
Ja, es gibt in dieser Oper eine für Verdi eher ungewöhnliche Leichtigkeit. Aber das ist nur eine Farbe des Stücks. Verdi kombiniert sie mit Elementen aus dem Belcanto, etwa in der ersten Arie von Riccardo, aber auch mit eher ungewöhnlichen stilistischen Elementen: das Thema der Verschwörer, das – wie Riccardos Arienthema auch – bereits in der Ouvertüre anklingt, ist sehr spitz und trocken und in der kontrapunktischen Form einer Fuge geschrieben. Bereits in der ersten Szene führt Verdi also eine ganze Palette von musikalischen Mitteln ein. Der Paris-Einfluss ist manchmal unüberhörbar: etwa am Ende dieser ersten Szene, wenn Riccardo beschliesst, gemeinsam mit seiner Entourage verkleidet zur Wahrsagerin Ulrica zu gehen. Die Musik klingt dort beinahe wie eine Operette von Jacques Offenbach. Aber Verdi lässt das nicht einfach so stehen. Unmittelbar anschliessend schreibt er den grösstmöglichen Kontrast: Drei harte, dissonante, schicksalhafte Akkorde, die die Szene der Wahrsagerin eröffnen und eine völlig andere Atmosphäre einführen.

Zusammen mit dem Librettisten Antonio Somma wollte Verdi damals eigentlich Shakespeares King Lear vertonen, fand aber nicht die richtigen Sänger dafür. In der Not adaptierten sie das aus Frankreich stammende Maskenball-Libretto. Ist das ein guter Text? Ich würde nicht behaupten, dass es das beste Libretto ist. Manche Wörter muss sogar ich als Italiener im Wörterbuch nachsehen... Aber die Dramaturgie des Stücks funktioniert grossartig! Es sind die zugespitzten Situationen, die diese Oper so wirkungsvoll machen – etwa wenn Ulrica Riccardo den Tod prophezeit, oder wenn Renato die Untreue seiner Frau entdeckt und sich sofort den Verschwörern anschliesst. Die sprachlichen Details des Texts sind dabei nicht das Entscheidende. Verdi hatte nicht immer die besten Librettisten zur Verfügung. Kongeniale Zusammenarbeiten wie später zwischen ihm und Arrigo Boito, oder früher zwischen Mozart und Da Ponte, sind die grossen Ausnahmen, nicht die Regel...

Sehr fein gezeichnet sind aber die Protagonisten des Stücks...
Absolut. Verdi hat die drei Hauptfiguren in ihrer psychologischen Verfasstheit sehr genau erfasst: den oft kindischen, überemotionalen, aber am Ende doch konsequenten Riccardo; seinen Freund Renato, der im dritten Akt zwar tief verletzt ist und dennoch – auch musikalisch – nie ganz verleugnen kann, dass er eigentlich Riccardos Freund ist, und Amelia, die diesen beiden Männern ausgeliefert ist und sich gleichzeitig hingerissen und schuldig fühlt. Und mit dem leichten Sopran Oscar und der Altpartie Ulrica erweitert Verdi auch in dieser Hinsicht das Spektrum der Farben bis in die Extreme.

Im Zentrum der Oper steht das grosse Duett, in dem Amelia und Riccardo heimlich aufeinandertreffen und entdeckt werden. Das ist eine ähnliche Situation wie im zweiten Akt von Tristan und Isolde, an dem Richard Wagner etwa gleichzeitig komponiert hat...
Aber die beiden Szenen sind kaum miteinander zu vergleichen. Zwischen Tristan und Isolde wird die Liebe in ihrer ganzen philosophischen und metaphysischen Dimension ausgelotet. Verdis dramatische Liebesszene ist viel instinktiver und direkter: es geht um Verführung, Attraktion, um alle Feinheiten menschlicher Gefühlsregungen. Ein bisschen ähnlich wie bei Wagner ist vielleicht, dass Verdis Duett auf einen absolut ekstatischen Moment zusteuert, in dem das volle Orchester die überwältigende Kraft dieser Liebe unterstreicht. Und natürlich finden beide Szenen in der Nacht und im Verborgenen statt. Insofern gibt es schon Gemeinsamkeiten.

Welche Rolle spielt der Chor in dieser Oper?
Der Chor hat keine grosse eigenständige Nummer wie etwa in der französischen Grand Opéra oder in anderen Verdi-Opern. Er ist deshalb aber nicht weniger präsent oder weniger wichtig! Die Oper beginnt direkt mit dem Chor – und Verdi führt dort sehr raffiniert zwei Gruppen ein, nämlich einerseits die Anhänger Riccardos und andererseits diejenigen, die zu den Verschwörern Sam und Tom gehören. Auch in der Szene bei Ulrica ist der Chor präsent und verkörpert die Volksmasse, unter die sich Riccardo inkognito mischen kann. Und natürlich bildet der Chor im dritten Akt – zusammen mit Tänzerinnen und Tänzern und mit zwei Bühnenorchestern – das grosse Gemenge des Maskenballs, aus dem dann die Hauptfiguren heraustreten.

Wie gestaltet Verdi diesen Maskenball?
Verdi war ein sehr guter Tanzmusik-Komponist. Und das hängt natürlich auch mit den Pariser Erfahrungen zusammen. Für Les Vêpres siciliennes musste er, den dortigen Konventionen entsprechend, Balletteinlagen schreiben, was er später etwa auch für die Pariser Aufführungen von Macbeth und Otello getan hat. Das sind sehr gute Kompositionen! In Un ballo in maschera ist die Tanzmusik aber, wie alle Elemente in dieser Oper, perfekt in die Gesamtdramaturgie eingebunden. Mit ihrer glatten Eleganz bildet sie einmal mehr einen grossen Kontrast und den Hintergrund für das, was hier eigentlich geschieht, nämlich die tragische Ermordung Riccardos. Neben der unheimlichen, düsteren Musik, die Verdi etwa für Ulrica oder für den unheimlichen Unort schreibt, an dem der zweite Akt spielt, gibt es gerade in dieser finalen Szene eine hyper-elegante Seite, die nach Kaviar, Champagner und Erdbeeren duftet. Sehr parfümiert...

Wir sprechen hier am Rand einer Probe, in der Sie mit dem Orchester an Verdis Oper arbeiten. Was ist dabei entscheidend?
Das Orchester ist für mich in fast jeder Oper – ausser vielleicht im Belcanto – ein Charakter, eine Person. Das Orchester setzt die Atmosphäre, die Grundstimmung, aus der heraus alle Handlungen, die auf der Bühne passieren und gesungen werden, erst ihre Motivation erhalten. Natürlich muss man in diesen Proben auch technische Dinge klären. Aber mir ist es vor allem wichtig, eine gemeinsame Klangfarbe zu etablieren. Die Orchestrierung der Ballo in maschera-Partitur ist sehr feingliedrig, etwa wenn man an den Beginn des Stücks denkt: Die Oper beginnt mit gezupften und fast gehauchten Klängen, beinahe aus dem Nichts heraus. Daran arbeiten wir gerade. Es ist interessant bei diesem Stück: Es klingt zwar nach Verdi, und dennoch fragt man sich immer: Woher kommt das? Das Maskenhafte ist in diesem Stück bis in die Musik hinein spürbar.

Das Gespräch führte Fabio Dietsche
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 117, November 2024.
Das MAG können Sie hier abonnieren.

Nachgefragt

In unserer «Nachgefragt»-Serie spricht Adele Thomas, Regisseurin unserer Neuproduktion von Verdis «Un ballo in maschera», darüber, wie der Komponist ein Werk geschaffen hat, das zwischen politischem Drama, Liebesgeschichte, Gothic-Horror, True-Crime-Thriller und Komödie wechselt. Sie erklärt, warum sie die Geschichte in das Amerika der 1880er-Jahre verlegt hat und warum sie überzeugt ist, dass es nichts Besseres gibt, als Komödie und Tragödie miteinander zu verbinden.

Synopsis

1. Akt
Riccardo ist Gouverneur von Boston. Im Senat befinden sich sowohl Anhänger als auch Verschwörer gegen ihn. Riccardos Page Oscar legt ihm die Gästeliste für einen Ball vor. Riccardo entdeckt darauf den Namen von Amelia, der Frau seines besten Freundes Renato, die er heimlich liebt. Er träumt von einem Wiedersehen. Renato, der Riccardo politisch unterstützt, kommt, um ihn vor einer geplanten Verschwörung gegen ihn zu warnen. Doch Riccardo will davon nichts wissen. Der Oberste Richter tritt mit dem Antrag auf, die Wahrsagerin Ulrica zu verbannen; sie verbreite gefährliche Ratschläge. Oscar verteidigt Ulrica. Riccardo entscheidet, gemeinsam mit seiner Entourage inkognito zu Ulrica zu gehen und sich selbst ein Bild von ihr zu machen.

Die Wahrsagerin Ulrica beschwört die Geister. Riccardo mischt sich als Fischer verkleidet unter die Menge. Der Matrose Silvano lässt sich die Zukunft voraussagen. Mit etwas Hilfe von Riccardo erfüllt sich die Prophezeiung, dass Silvano Gold und eine Beförderung erhalten soll, sofort. Ein Diener kündigt Amelia an, die die Wahrsagerin um Rat fragen will. Ulrica schickt alle fort. Nur Riccardo bleibt heimlich im Hintergrund und hört mit, dass Amelia ihre unmögliche Liebe zu ihm beenden will. Ulrica schickt Amelia an einen Ort ausserhalb der Stadt, wo sie ein Heilkraut finden soll. Riccardo beschliesst, Amelia dorthin zu folgen. Nachdem Amelia gegangen und das Volk zurückgekehrt ist, stellt sich Riccardo als Fischer vor und lässt sich von Ulrica die Zukunft vorhersagen. Ulrica prophezeit ihm, dass er bald von dem Freund ermordet werden wird, der ihm heute als erster die Hand gibt. Riccardo will dieser Prophezeiung keinen Glauben schenken. Als sein Freund Renato kommt und ihm die Hand reicht, ist er sicher, dass Ulricas Orakel falsch war.

2. Akt
Amelia ist ausserhalb von Boston auf der Suche nach dem Heilkraut, durch das sie ihre Liebe zu Riccardo vergessen soll. Riccardo ist ihr gefolgt. Leidenschaftlich bekräftigt er seine Liebe zu Amelia und drängt auch sie zu einem Liebesgeständnis. Unerwartet erscheint Renato, um Riccardo dringend vor einem Hinterhalt zu warnen. Amelia verschleiert ihr Gesicht. Riccardo lässt sich zur Flucht drängen und beauftragt Renato, die verschleierte Frau in die Stadt zu bringen, ohne sie anzusehen. Als die Verschwörer Samuel und Tom und ihr Gefolge eintreffen, erkennen sie, dass Riccardo ihnen entwischt ist. In einem allgemeinen Handgemenge wird Amelias Schleier gelüftet. Während sich die Verschwörer über diese Entdeckung amüsieren, ist Renato über die Untreue seiner Frau und den Vertrauensbruch seines besten Freundes tief getroffen. Er bittet Samuel und Tom, am nächsten Morgen zu ihm zu kommen.

3. Akt
Renato droht Amelia mit dem Tod. Sie bittet ihn, noch einmal ihren Sohn sehen zu dürfen. Renato wendet seine Wut von ihr ab und will sich stattdessen an Riccardo rächen. Als Samuel und Tom kommen, erklärt Renato, an ihrer Verschwörung teilnehmen zu wollen. Das Los soll entscheiden, wer Riccardo ermorden darf. Amelia wird dazu gezwungen, das Los zu ziehen. Es fällt auf Renato. Oscar überbringt die Einladung zu einem Maskenball bei Riccardo.

Riccardo entscheidet, auf Amelia zu verzichten. Er will sie und Renato zusammen nach England schicken. Trotz einer anonymen Warnung geht Riccardo auf den Maskenball. Dort versucht Renato von Oscar Auskunft über Riccardos Kostüm zu erhalten. Oscar weigert sich zunächst, verplappert sich dann aber. Amelia und Riccardo erkennen sich auf dem Ball. Er erklärt ihr, dass sie zusammen mit Renato abreisen müsse und verabschiedet sich von ihr. In diesem Moment schiesst Renato auf Riccardo. Sterbend beteuert Riccardo Amelias Unschuld.

Der Mensch und seine Masken

Hintergrund

Frau Schubert, was heisst es, wenn der Mensch sich eine Maske aufsetzt? Sie haben den Begriff der Maske bei Friedrich Nietzsche erforscht. Warum interessiert er sich dafür?
Nietzsches Beschäftigung mit der Maske ist sehr umfangreich. Bereits in seinem Erstlingswerk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik reflektiert er die Maske als etwas, das nicht nur auf dem Gesicht sitzt, sondern den ganzen Körper, den ganzen Schauspieler erfasst und seine Identität verfremdet. Die Maske interessiert ihn nicht, weil sie etwas verbirgt, sondern weil sie etwas zeigt. Sie birgt also ein deutbares Potenzial, das Nietzsche aus der antiken Theaterwirklichkeit in seine Philosophie überführt. Nietzsche ist ja ein Philosoph der Transformation. Die Welt und die Menschen darin sind seiner Vorstellung zufolge permanent im Wandel begriffen. Er akzentuiert das Werden stärker als das Sein. Die Maske ist für ihn ganz wesentlich, weil sie diese Veränderlichkeit des Menschen selbst schon kommuniziert, also: Wo eine Maske ist, da ist die nächste nicht weit. Die Maskierung gibt dem Menschen die Möglichkeit, sich zu transformieren und spielerisch etwas ganz anderes auszutesten als das, was er bisher war.

In welchem Epochenkontext steht Nietzsches Theorie?
Nietzsche denkt konsequent darüber nach, was der Mensch nach dem «Tod Gottes» bedeuten kann, also in einer Zeit, in der bis dahin geglaubte Verbindlichkeiten nicht mehr zwingend sind. Die Idee, dass es ewige Dinge geben könnte, spielt für ihn keine Rolle mehr. Der Mensch ist für ihn deshalb nicht mehr so stark an einen festen Charakter oder tradierte Rollenbilder gebunden, wie er das in früheren Zeiten war. Er muss beispielsweise nicht mehr Bäcker werden, weil es der Vater auch war, sondern er ist mobiler, flexibler geworden. Diesen Verwandlungsprozess hat der Mensch natürlich nicht nur selbst in der Hand. Zu einem gewissen Grad kann er ihn aber steuern, indem er eben Masken anlegt und etwas Neues probiert. Die Maske ist deshalb auch eng mit der Figur des Schauspielers verbunden, mit der sich Nietzsche ebenfalls auseinandersetzt. In der Fröhlichen Wissenschaft schreibt er: jedes Mal, wenn der Mensch entdeckt, inwiefern er eine Rolle spielt und inwieweit er Schauspieler sein kann, wird er Schauspieler.

Die Hauptfigur in Verdis Oper Un ballo in maschera ist Riccardo, ein unsteter, wandelbarer Charakter, der in der Rolle des Maskenspielers förmlich aufgeht. Wenn er am Ende der Oper ermordet wird, hat man das Gefühl, ihn nicht wirklich zu kennen. Gibt es hinter den Masken überhaupt den «wahren» Menschen?
Wahrheit ist bei Nietzsche ein riesiges Thema, das zunächst einmal ganz allgemein im Raum steht: Wenn Gott unglaubwürdig geworden ist – also der, der letzte Wahrheiten garantieren kann – was wird dann aus der Wahrheit? Für Nietzsche gibt es Wahrheiten im Plural: Es sind diejenigen, auf die wir uns geeinigt haben. Sie sind also kontingent und nicht auf immer und ewig gültig. In der Gegenwart muss man deshalb damit umgehen, dass es verschiedene Interpretationen von Fakten gibt, die jeweils interessenorientiert sind. Dann kann man sich natürlich fragen: Was ist der wahre Mensch? Die Idee der Selbsterkenntnis, die sich in dem berühmten Spruch über dem Orakel von Delphi findet, «Erkenne dich selbst!», ist für Nietzsche nicht mit letzter Konsequenz möglich. Immer wenn der Mensch meint: ich habe mich jetzt begriffen, wird er wieder ein anderer. Der Mensch muss Nietzsche zufolge mit seinem Unterbewussten umgehen. Bewusst ist ihm vielleicht nur ein ganz kleiner Teil seines Charakters. Er kann also immer nur für den Moment sagen, wer er ist. Das lässt sich mit dem Begriff der Maske deuten, die dann wieder durch eine andere Maske oder einen neuen Bedeutungshorizont ersetzt wird.

Sie schreiben deshalb, der Mensch sei eingebunden in ein kontinuierliches Maskenspiel ohne letzte Instanz…
Ich finde, das erleben wir ständig: Wie wir miteinander reden, welche Dinge wir kommunizieren, richten wir immer ganz konkret an den Personen aus, mit denen wir sprechen. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zeigen wir uns immer verschiedene Masken voneinander und spielen damit in unserem Maskenensemble. Dieses Spiel ist aber nicht ganz beliebig: der Mensch ist auch limitiert durch seine Erfahrungen, die er macht, durch seine Biografie. Deswegen spreche ich von einem Maskenensemble, das eine gewisse Limitierung des Spiels deutlich werden lässt.

Setzt jemand eine Maske auf, empfinden wir das traditionell als eher negativ besetzt. Wir gehen davon aus, dass jemand etwas zu verbergen hat. Interessant ist, dass Verdi die Figur Riccardo in seinem Maskenspiel und seinen moralischen Dilemmata nicht verurteilt. Seine Sympathie ist klar auf der Seite dieser Figur. Wie wertet Nietzsche die Maskierung?
Die Idee, dass man immer ein stimmiges Selbstbild zu repräsentieren hat und sich in seinem Handeln nicht selber widersprechen soll, ist im Grunde christlich geprägt. Damit eng verbunden ist die Vorstellung, dass man jemandem die Maske vom Gesicht reissen, ihn entlarven kann: Man entledigt ihn sozusagen der Lüge und dringt zur Wahrheit vor. Nietzsche hingegen wertet die Maske auf. Für ihn öffnet sie Möglichkeiten. Er hinterfragt zum Beispiel, ob es immer sinnvoll ist, ehrlich zu sein? Manchmal ist vielleicht eher die Fassade der Höflichkeit angebracht, oder es ist nicht klug, andere Menschen offen mit der eigenen Wut oder der eigenen Traurigkeit zu konfrontieren. Die Maske kann auch einen Schutz bieten. Ich kann einen Teil von mir verbergen, um den anderen oder mich selbst zu schützen.

In Verdis Oper gibt es die Wahrsagerin Ulrica, die dem Politiker Riccardo den Tod prophezeit. Riccardo ist in dieser Szene allerdings als Fischer verkleidet und lacht über diese Botschaft...
Es ist interessant, dass er in dieser Situation lacht. Lachen ist oft mehrdeutig, ambivalent. Und es schafft, wie die Maske, zunächst einmal Distanz. Man weiss nicht so genau, ob er lacht, weil er der Botschaft keinen Glauben schenkt, oder ob ihn der Tod nicht kümmert, weil er ja gerade nicht als Politiker auftritt, sondern in der Maske eines Fischers. Nietzsche schreibt «Alles was tief ist, liebt die Maske». Dabei geht es stark um Verletzlichkeit: Wenn man eine Tiefe in sich fühlt, ist man verletzlich, läuft Gefahr, nicht von allen verstanden zu werden. Indem man sich maskiert, schützt man erstmal den Teil von sich, den man vielleicht selbst noch nicht richtig versteht.

Wo bleibt Verbindlichkeit, wenn wir einen Politiker wie Verdis Riccardo oder auch einen modernen Politiker von heute nur als einen Menschen hinter unzähligen Masken wahrnehmen?
Man wirft Nietzsche leider häufig Relativismus vor, insbesondere wenn es um Moral geht. Aber es ist eben nicht alles gleich viel wert oder gar beliebig. Menschen setzen immer ihre Massstäbe und Nietzsche weist einfach darauf hin, dass man Werte und Moral nicht mehr metaphysisch legitimieren kann. Wir schaffen sie selbst und genau darum müssen wir uns gut überlegen, was wir tun. Die grosse Leerstelle, die mit dem «Tod Gottes» einhergeht, bedeutet für den Menschen nicht nur Freiheit. Die Optionen, die sich für den Menschen eröffnen, der nicht mehr durch die Religion, die Familie oder die Gesellschaft festgelegt ist, geht auch mit einer Verantwortung einher. Der Mensch muss diese Leere neu füllen, er muss sich dafür wappnen, sich selbst ermächtigen.

Das Gespräch führte Fabio Dietsche
Corinna Schubert arbeitet am Nietzsche-Kolleg der Klassik Stiftung Weimar. 2020 ist ihr Buch «Masken denken – in Masken denken» erschienen.

In seinen Collagen lässt der in Berlin lebende französische Künstler Matthieu Bourel (*1976) aus vorgefundenem Material neue Geschichten entstehen. Maske und Identität sind dabei ein wiederkehrendes Motiv. In Anlehnung an die Dada-Bewegung, die ihn inspirierte, beschreibt er seine Arbeit als «Data-ism», als «Aufnehmen all der Informationen, die uns umgeben». 

Dieser Artikel ist erschienen in MAG 117, November 2024.
Das MAG können Sie hier abonnieren.